Nika Radić

Nika Radić: Ich zitiere immer Luhmann, dass Kommunikation nur eine Zuweisung von Überraschungen im schon Bekannten sei. Die Frage ist dann, wie können wir das Bekannte überhaupt erreichen. Vielleicht nicht durch Kommunikation? Oder durch einer andere Form der Kommunikation? Etwas Unartikuliertes?

Marina Viculin: Kommunikation, heißt das, dass wir etwas austauschen?

Nika Radić: Ja. Prinzipiell stimme ich nicht mit der Theorie überein, dass Kommunikation ein Prozess ist, in welchem einer eine Botschaft aussendet und die anderen dieselbe Botschaft, in mehr oder weniger abgewandelter Form, empfangen. Ich denke, dass Kommunikation primär eine Übereinkunft des Gemeinsames ist. Hier erscheint es mir, dass die Biografie (in einem Ausstellungskatalog), wenn auch unmerklich, einen Bereich festlegt ind der Hoffnung, dass jemand kommt, der diese Erfahrung teilt, oder zumindest mit dieser Erfahrung vertraut ist. Eine solche Person ist dann fähig zu erkennen, wo sich Luhmann‘s „Überaschung“ befindet, welche dann das interessante Bestandteil einer Arbeit sein kann.

Marina Viculin: Das Problem ist, dass ein Kunstwerk auch heute noch als „Objekt“ gelesen wird, als eine solide Einheit, wohingegen ich glaube, dass 99,9% vieler guter Arbeiten genau auf dieser gut-konstruierten Basis aufbauen, auf der dieses eine kleine Überraschungsmoment entsteht (welche wir auch mit dem Urheber als eine Erfahrung teilen, sonst wären wir nicht fähig sie zu erkennen) Ich befürchte, dass dies schon schwierig zu verstehen ist. (Auszug aus dem Interview mit Marina Viculin für den Katalog der Ausstellung "Biography" in der Waldinger gallery, Osijek, 2009)

Nika Radić, geboren in Zagreb, Kroatien, studierte Skultptur an der Kunst-Akademie Zagreb und Kunstgeschichte an der Universität Wien. Sie arbeitet vor Allem als Videokünstlerin; zu Ihren letzten großen Videoinstallation im öffentlichen Raum gehören Tulum, anlässlich der Eröffnung des of MSU Zagreb, 2010 und Office Cleaning für das Collegium Hungaricum in Berlin 2008.

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